Kneipe

Eine kleine Kneipe Im Hafen von Nassau. Beliebter Treffpunkt für Piraten, die gerade von einer längeren Fahrt zurückkommen oder bald auf eine gehen, um sich auszutauschen. Gemütliche Atmosphäre, billige Ausstattung aber gutes Met.

[First Post]

Der Met schmeckte gut...aber er war warm. Thomas stellte den Becher vor sich seufzend auf den Tisch. Hier war es immer wärmer als im guten alten England, aber heute war ein besonders heißer Tag. Die Straßen waren wie lehr gefegt und die Fenster verbarrikadiert. Die Kneipe war eigentlich ein guter Rückzugsort, doch am späten Nachmittag leider nur spärlich besucht. Unter anderen Umständen hätte Thomas es schade gefunden, alleine trinken zu müssen doch heute störte es ihn wenig. Tief in Gedanken versunken starrte er in seinen Becher und versuchte seine müden Schultern ein wenig zu entspannen.

"Was soll der deprimierte Blick?", erkundigte Sam sich grinsend und setzte sich Thomas gegenüber an den Tisch, ihren Becher mit Wasser vor sich. "Du solltest mehr schlafen, ich bekomme schon bei deinem Anblick Rückenschmerzen..."
Als Thomas nicht reagierte, beugte sie sich besorgt vor, um sein Gesicht besser sehen zu können. "Hey, alles in Ordnung bei dir? So ruhig kenne ich dich ja gar nicht."

Tom schreckte aus seinem Tagtraum auf und sein unfokossierter Blick landete auf Sam.
"Ich schlaf doch", antwortete er mit heiserer Stimme, die so klang, als hätte er sie seit Tagen nicht mehr benutzt. "Nicht jeden Tag, aber oft!", beteuerte er. Dann hob er sein Glas und nahm einen kräftigen Schluck. "Was machst du eigentlich hier? Und was ist mit deiner guten Laune? Es ist heiß...", fragte er wieder mit normaler Stimme.

"Findest du? Soo warm ist es doch nicht..."
Sams Blick wurde nun vorwurfsvoll statt besorgt. "Ich hab dir schon tausend mal erklärt, wie wichtig ausreichend Schlaf ist... Solange wir an Land sind, solltest du doch auch mehr als genug Zeit dafür haben! Womit verbringst du denn deine Nächte, wenn nicht mit Schlaf?"
Ihre gute Laune rührte vor allem daher, dass sie endlich ihren Vorrat an Heilkräutern und Verbände erneuern hatte können und zusätzlich ein Buch erstanden, das sie seit Monaten erwartete.

Tom hob die Augenbrauen. "Womit ich meine Nächte verbringe? Ich bin auf der Suche nach neuen Crewmitgliedern, Vorräten und so weiter. Wir sind ziemlich ausgebrannt nach der letzten Reise. Du weißt ja, die meisten meiner Kontaktleute und an die ich beim rekrutieren gedacht habe sind eher in der Nacht anzutreffen...", spielte er auf sein Dasein als Dieb an. Obwohl es Tom eigentlich nicht mehr nötig hatte, gab ihm das Stehlen immer noch einen gewissen Kick und so konnte er einfach nicht aufhören. Der Vorteil daran war, dass Tom guten Kontakt zu vielen Hehlern hatte und auch sonst das ein oder andere Geheimnis auf seinen nächtlichen Ausflügen mit aufschnappte.

Am Nebentisch setzte John gerade seinen Krug ab. Dass Thomas erzählt hatte, er suche Crewmitglieder hatte ihn neugierig gemacht. Also sprach er Tom einfach an: "Du suchst Crewmitglieder? Welche Posten habt ihr denn zu besetzen?"

Thomas drehte sich überrascht zum Nachbartisch und musterte, mittlerweile hellwach, den Mann der ihn angesprochen hatte. Mittleren Alters, muskulös, wettergegerbte Haut. Definitiv ein erfahrener Seemann. Tom warf Sam einen kurzen Blick zu, die ebenfalls den Mann vor ihnen musterte. Dann stand er auf und ging mit seinem Becher in der Hand einen Schritt auf den Fragenden zu. "Kommt drauf an", erwiderte er mit abschätzendem Blick. "Wer will das denn wissen?"

"John Shepard. Ich war Steuermann auf der "Sunstroke". Ihr habt wahrscheinlich schon davon gehört, was aus der geworden ist. Sie ist nur noch n Haufen Planken, weil der verdammte Käptn Striker bei der letzten Tour einfach den Hals nicht voll gekriegt hat. Unser Schiff war sowieso schon ziemlich mitgenommen, als er unbedingt einen von mehreren Kriegsschiffen bewachten Frachter aufbringen wollte. Ihr könnt euch ja vorstellen, wie das ausgegangen ist. Jedenfalls ist dabei unser Schiff und fast die ganze Crew draufgegangen. Und jetzt suche ich ne neue Heuer," antwortete John ungerührt. "Ihr beide seht mir aber nicht nach nem Kapitän aus, auf wessen Schiff seid ihr?" fügte er noch neugierig hinzu.

Leicht amüsiert beobachtete Alex seine Crewmitglieder. Der Steuermann wirkte nicht gerade wie der typische Pirat, allerdings entsprach in dieser Crew eigentlich niemand wirklich diesem Volksglauben. Und der Mann namens John Shepard würde bestimmt eine interessante Ergänzung auf dem Schiff werden, vorausgesetzt natürlich, der Capt'n beschloss ihn aufzunehmen.
Seufzend drehte Alex sich um und holte sich noch ein Bier. Natürlich wäre der Neue dann eine weitere Person vor der er sich in Acht nehmen musste. Er fragte sich, warum er überhaupt mit in die Kneipe gekommen war statt die Ruhe irgendwo anders zu genießen.

"Sie sind auf meinem", erklärte Nathan Oates, der eben noch mit einem alten Freund an der Bar gesprochen hatte und die Unterhaltung seiner Crewmitglieder mitgekriegt hatte. "Nathan Oates, Capt'n der Renegade." Während er weitersprach, kam er allmählich durch die relativ gut besuchte Kneipe näher. "Also...Mr Shepard...Sie waren auf der Sunstroke? Unter Striker?" Der Kapitän setzte sich zu dem neusten Anwärter an den Tisch und musterte ihn kritisch. Der Mann sah ihm selbst nicht gerade unähnlich. Er hätte sien älterer Bruder sein können. Abgesehen davon, dass er kein Bordell führte und dafür sicherlich zu nüchtern war. Shepard wirkte stark und erfahren. Nate konnte es nicht mit endgültiger Sicherheit sagen, aber der Muskelprotz würde sich wohl auch im Kampf behaupten können. Es gab genug schlechtere Anwärter. Und wenn seine Geschichte stimmte... "Ich kannte ihn, wissen Sie? Das soll heißen...mein ehemaliger Kapitän kannte ihn. Sie haben manchmal gemeinsame Sache gemacht. Sein Name war Brown...kam bei einer Meuterei um, falls Sie das mitbekommen haben sollten." Er nippte an seinem Met. "Ich stand hoch im Kurs bei ihm und durfte zu Verhandlungen mit. Striker wirkte gierig....aber anspruchsvoll. Wenn Sie auf seine, Schiff waren und dann beweisen können, wäre das Grund genug, Sie anzuheuern."
Er stellte sein Getränk ab, lehnte sich zurück und musterte John Shepard ruhig und berechnend. "Es stellt sich nun also nur noch die Frage: können Sie es denn beweisen?"

"Ein ehemaliger Matrose von der Sunstroke namens Samuels müsste sich noch hier irgendwo rumtreiben, der könnte meine Geschichte bestätigen. Ob ihr dem Typen glauben wollt oder nicht, ist eure Sache, mehr Beweise habe ich nicht," erwiderte John. "Allerdings bezweifle ich, dass ihr hier nen erfahreneren Steuermann findet als mich," ergänzte er gelassen. Shepard war sich der Tatsache durchaus bewusst, dass Nassau in letzter Zeit nicht gerade unbedingt von meisterhaften Steuermännern überschwemmt gewesen war. "Und außerdem nehme ich es mit dieser Crew hier im Kampf jederzeit auf, nur der Käptn sieht nach nem gefährlichen Schwertkämpfer aus", fügte John in Gedanken noch hinzu, aber das sprach er glücklicherweise nicht laut aus, das wäre wohl höchst ungesund für ihn geworden. Stattdessen sagte er: "Ach ja und kämpfen kann ich auch nicht schlecht und das kann ich sogar ganz einfach beweisen."

"Dass ihr ein Kämpfer seid, glaube ich Euch gerne. Gerade deswegen muss ich vorsichtig sein, versteht Ihr? Einen vermutlich gefährlichen Mann auf mein Schiff zu lassen, kann schlecht für meine Crew ausgehen. Ich muss darauf vertrauen können, dass Ihr nicht auf dumme Gedanken kommt...." Nathan schnaubte. "Andererseits habt Ihr durchaus recht. Seit Tagen sind wir auf der Suche und das mit wenig Erfolg...ich gerade tatsächlich allmählich in Zugzwang." Er trommelte nachdenklich mit den Fingern auf den Tisch. "Euer ehemaliger Kamerade kann ein lügender Kumpane sein. Sein Zeugnis bringt mir wenig, das ist klar..." Schließlich lehnte er sich vor und meinte mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen: "Und doch bin ich ein Glücksspieler und setze gerne aufgrund reinen Bauchgefühls. Ich denke nicht, dass Ihr uns schaden würdet...soltet Ihr Euch als unfähig erweisen, laden wir EUch beim nächstbesten Hafen ab. Solltet Ihr versuchen, einen von uns anugreifen so zweifle ich stark daran, dass Ihr - egal wie erfahren Ihr seid - in der Lage wärt, die gesamte Crew abzuwehren." Er hob eine Augenbraue. "Also, Mr SHepard, dürfen Sie sich als angeheuert betrachten, sofern Ihr das wünscht und meine Crew keine Einwände erhebt."
Oates nahm einen weiteren Schluck Met. "Bevor Ihr Euch jedoch entschließt müssen ein paar Dinge klargestellt werden: ich erwarte Respekt. Nicht nur mir gegenüber - alle Mannschaftsmitglieder respektieren einander untereinander, egal ob Navigator, Koch oder Schiffsjunge. Selbst unseren Feinde und auch unseren Gefangenen bringen wir Respekt entgegen." Er blickte Shepard ernst an. "Und Frauen auch. Wir schänden keine Frauen, wir schlagen Sie auch nicht. Wir sehen sie als gleichwertig an oder behandeln sie mindestens so. Und zu guter Letzt solltet Ihr vielleicht noch wissen, dass wir auch Frauen in der Mannschaft haben. Die Junge Dame dort drüben ist zum Beispiel unsee Schiffsärztin und sie macht herrvoragende Arbeit."
Nun lehnte er sich wieder zurück und wartete auf die Reaktion des potentiellen Steuermanns. "Also, Shepard. Wenn Sie trotz dieser Bedingungen auf mein Schiff kommen wollen, sind Sie herzlich dazu eingeladen, das auch zu tun."

Während Nathan redete, konnte man bereits sehen, wie sich Johns Gesicht sichtlich aufhellte. Schließlich, als der Kapitän geendet hatte, antwortete Shepard mit ernstem Gesichtsausdruck: "Diese Bedingungen akzeptiere ich. Ich hatte sowieso nicht vor, derlei Schwierigkeiten zu machen." Insgeheim war John sehr froh über diese Regeln, weil er nichts mehr verabscheute als Gräueltaten gegen Gefangene und Frauen, wie sie auf anderen Piratenschiffen leider desöfteren der Fall waren. Nur das mit den Frauen auf dem Schiff misshagte ihm ein bisschen, aber er denen würde er ja wohl auch aus dem Weg gehen können, hoffte er. Und an dem Gerücht, dass Frauen an Bord Unglück brachten, war bestimmt sowieso nichts dran. Hoffentlich...
Schnell riss sich John aus seinen düsteren Gedanken, indem er seine neuen Crewmitglieder fragte: "Und wo ankert jetzt euer Schiff? Ich will mir den Kahn ja schließlich erstmal ansehen, bevor ich dem mein Leben anvertraue."

Sam hatte das Gespräch schweigend verfolgt und meldete sich nun zu Wort, nachdem von ihrem neuen Steuermann keine weitere negative Reaktion zum Thema "Frauen auf Schiffen" kam. Sie hatten auch schon potenzielle Crewmitglieder getroffen, die im ersten Moment geschockt und im nächsten entsetzt waren und es schlichtweg ablehnten, sich auf einem Schiff mit Frauen zu befinden - als würde allein die Anwesenheit eines weiblichen Wesens Unglück heraufbeschwören und das Schiff sinken lassen. Nicht, dass so etwas jemals passiert war, aber solchen Leuten ließ Sam am liebsten einfach ihre Meinung und mied sie, so gut sie konnte.
"Die Renegade liegt im Hafen, wir können sie dir zeigen, sofern alle hier fertig sind", erklärte sie freundlich und nickte ihm zu. "Wie der Käpt'n schon sagte - ich bin die Schiffsärztin, Samantha Conroy. Freut mich, dich kennenzulernen."

Johns Gedanken rasten. Er hasst es mit Frauen zu reden. Er machte bei denen irgendwie immer alles falsch. Was sollte John denn jetzt antworten? Er wollte nicht unhöflich sein, aber bei einer Piratin wäre übertriebene englische Höflichkeit wohl auch nicht angebracht. Mangels besseren Ideen brummte er also nur (nach einer kurzen fast schon peinlichen Denkpause): "Ähmm ... ebenfalls... Also, ähm, wegen mir können wir hier jetzt weg," und schimpfte gleich darauf in Gedanken selbst: "Wow, das hat ja mal wieder unglaublich clever geklungen! Was für ein toller erster Eindruck auf meine neue Crew!"

Tom schüttelte etwas verwundert den Kopf. Sie hatten ja einige komische Kauze an Bord, aber der neue Steuermann war definitiv nochmal was anderes. So viel Selbstbewusstsein und Erfahrung und dann ein Stotterer weil er mit einer Frau geredet hat. "Na dann lasst uns mal zum Schiff gehen...", meldete Tom sich schließlich zu Wort und ging voraus, aus der Kneipe Richtung Hafen, während die anderen ihm folgten.

gt: Hafen (mit John, Sam und Nathan)